Um über das Gewerbegebiet entlang der A49 eine zeitgemäße Diskussion führen zu können, sollte man sich vorweg die Lage verdeutlichen. Wir besitzen auf unserem Gemeindegebiet, im Anschluss an das Großzentrum Kassel, anbindungstechnisch an die A44 Richtung Ruhrpott, die Sahnestückchen für
Gewerbe bzw. Industrie.
Wenn man sich dessen bewusst ist, dann sollte man auf diesen Flächen auch Forderungen stellen, die im Hinterland nicht so einfach bei Investoren durchzusetzen sind. Ferner bringt diese Lage, zwischen zwei Autobahnen, auch die bekannten Probleme des Durchfahrtverkehrs mit sich. Des weiteren haben wir entlang der Autobahn, insb. durch VW und dessen Firmengeflecht und Zulieferer auch einen hohen Versiegelungsgrad, der für die Region negative Auswirkungen hat.
Nun zur Fläche im Speziellen:
Die letzte Änderung des F-Plans ist von 2009 (Datum des Inkrafttretens). Seit 2009 haben sich in vielen Bereich die Lebensbedingungen verändert.
Seit Jahrzehnten sprechen wir über den Klimawandel. Seit 9 Wochen von einem konventionellen Krieg in Europa, der u. a. die Weltversorgung mit
Nahrungsmitteln ins Wanken bringt. Die Weltwetterorganisation WMO hat in der letzten Woche die Wahrscheinlichkeit des Eintretens einer weltweiten durchschnittlichen Temperaturerhöhung von 1,5 Grad mit 50 zu 50 % innerhalb der nächsten 4 Jahre prognostiziert.
Wir können nicht mit den Rezepten von vor über 10 Jahren die Herausforderungen, die die Zukunft an uns stellt, meistern.
Wir sollten an eine zukunftsorientierte Bauleitplanung folgende Beispiele, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit formuliert, berücksichtigen:
– Eine PV-Nutzung auf dem Dach, in der Fläche (Parkplatzüberdachung etc.), um möglichst viel Eigenbedarfsdeckung zu erreichen
– Dach- wie Fassadenbegrünung
– Vermeidung von Hitzeinseln – Materialvorgabe von hellen, reflektierenden Oberflächen
– Berücksichtigung von Kaltluftströmen, Schaffung von Verschattung und Wasserflächen
– Regenwassermanagement: Regenwassernutzung für die z.B. WCs / für die Grünfläche / Prozess- /Gebäudekühlung / Regenrückhaltung mit Versickerungsvorrang etc
– Wärme/Kühlung CO2 Neutralität – Ausschluss von fossilen Energieträgern
– Beleuchtungskonzept
– Forderung eines Energieeffizienzstandards an die Gebäudehülle
– Lärmschutzmassnahmen entlang der Autobahn
– Ausschluss von größeren Logistikunternehmen
– Die Ausgleichsflächen sind zu betrachten und wenn möglich den aktuellen Erfordernissen an den Klima- und Naturschutz anzupassen
Diese Aufzählung soll nur ein Anreiz für einen Einstieg in die Diskussion über ein Gewerbegebiet von Morgen sein.
Lassen Sie uns den B-Plan im Sinne einer lebenswerten Zukunft für unsere Nachfahren überarbeiten. Die Arbeiten auf dem ehem. Gelände Riehm an der Eder sollten uns ein mahnendes Beispiel sein.
Der erfolgreiche Protest der Bevölkerung gegen die Logistiker Nagel und Lidl sollte uns in der Gemeindevertretung die Augen geöffnet haben für den Wunsch nach einem zukunftsorientierten, klimagerechten und naturnahen Umgang mit unserer Ressource Fläche.