Die HNA berichtet über die geplante Sanierung der Ortsdurchfahrt Grifte:
Grifte – Entlastung für die Anwohner der stark sanierungsbedürftigen Ortsdurchfahrt Grifte: Wie das Regierungspräsidium (RP) Kassel gestern mitteilte, soll der Schwerlastverkehr drastisch reduziert werden. Die Behörde hat alle bestehenden Ausnahmegenehmigungen für die Durchfahrt von Lkw über 3,5 Tonnen widerrufen. Ausgenommen ist der Lieferverkehr. Wirksam wird der Widerruf laut Mitteilung ab dem 22. April. Zuletzt verfügten noch 33 Unternehmen über Ausnahmegenehmigungen.
Ein allgemeines Lkw-Durchfahrtverbot existiert für die Ortsdurchfahrt Grifte schon seit dem Jahr 2008, es wurde seitdem mehrmals verlängert. Anwohner und Vertreter der Lokalpolitik fordern schon seit langem den Widerruf der noch bestehenden Sondergenehmigungen. Die Ortsdurchfahrt wird zudem trotz Verbots von Lkw-Fahrern und auch von Autofahrern als Verbindungsstrecke zwischen A49 und A7 (Baunatal Süd – Guxhagen) genutzt.
Mit dem Widerruf der Ausnahmegenehmigungen folgt das Regierungspräsidium nun der Empfehlung eines aktuellen Gutachtens, das Hessen Mobil als zuständiger Straßenbaulastträger in Auftrag gegeben hatte, heißt es in der Mitteilung weiter. Hessen Mobil hatte festgestellt, dass die Straße extrem marode ist und dringend notsaniert werden muss.
Das Besondere an der Ortsdurchfahrt: Sie ist ein Betonrahmenbauwerk, das aus über 30 einzelnen Betonteilen besteht, die durch Fugen verbunden sind. Denn unter ihr fließt auf einer Länge von rund 300 Metern der Pilgerbach. Das Bauwerk stammt aus Anfang der 1970er-Jahre.
Mittelfristig ist eine komplette Erneuerung geplant, zunächst soll es im Sommer dieses Jahres eine Notsanierung geben. Dazu wird die Guxhagener Straße voraussichtlich mehrere Wochen lang für den Durchfahrtsverkehr gesperrt werden – die Umleitungsstrecken will Hessen Mobil noch bekannt geben.
„Wir sind heilfroh, dass endlich reagiert wurde – gerade in Anbetracht des schlechten Zustandes der Oberfläche der Ortsdurchfahrt“, sagt Edermündes Bürgermeister Thomas Petrich (SPD) über die Entscheidung des Regierungspräsidiums. Ausnahmegenehmigungen, die vom RP erteilt wurden, betrafen laut der Mitteilung vor allem örtliche Unternehmen. Diese seien bereits im Vorfeld informiert worden, um die innerbetrieblichen Prozesse entsprechend anpassen zu können.
Mehr zum Thema: In Grifte brummt und scheppert es ununterbrochen – wer an der Guxhagener Straße wohnt, der ist leidgeplagt. Die Straße ist extrem marode, eine besonders hohe Lärmbelastung entsteht für die Anwohner auch deshalb, weil unter der Straße ein Bach fließt. Der Tunnel wirkt als Resonanzraum, Dehnungsfugen in der Straßendecke sorgen für mehr Krach.
Hessen Mobil hatte vor einigen Wochen angekündigt, dass die Straße im Sommer notsaniert werden muss – um weitere Schäden am Bauwerk zu vermeiden, die Behörde will bei der nächsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Donnerstag, 18. April, ab 18 Uhr im DGH Haldorf über den Zustand der Ortsdurchfahrt informieren und weitere Schritte erläutern.
Eigentlich ist das eine gute Nachricht für die Anwohner, die teilweise seit Jahrzehnten unter dem Verkehrslärm leiden. Doch unter die Freude mischen sich Sorgen. Denn bei den Sanierungsplänen wollen sie nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden, fordern eine Bürgerbeteiligung. Die Behörde hatte angekündigt, dass die Straße während der Bauarbeiten für den Durchfahrtsverkehr voll gesperrt sein soll. Hessen Mobil geht von einer dreimonatigen Bauzeit aus.
Das bereitet Anwohner Uli Theis Bauchschmerzen: „Bei einer Vollsperrung haben die Landwirte und Unternehmer ein großes Problem“, denn wenn die Schlepper nicht vom Hof kommen und die Kunden die Gewerbetreibenden nicht erreichen können, bedeute das Verluste. Für die Anwohner ist eine Einbahnstraßenregelung deutlich sinnvoller, meint Theis.
Die Betroffenen, die sich auch zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen haben, fordern außerdem, dass auch an andere Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer und Fußgänger gedacht wird. „Viele unserer Vorschläge ließen sich einfach umsetzen“, ist Anwohner Jürgen Umbach überzeugt. Den Behörden lägen diese vor. Unmut gibt es auch wegen vermeintlicher Zusagen, die nicht eingehalten worden seien. „Wir haben uns auch schon mit Landrat Winfried Becker und dem Landtagsabgeordneten Dominik Leyh getroffen“, sagt Theis. Die hätten ihre Unterstützung zugesichert. Unter anderem sollte der Kreis die Geschwindigkeitsbegrenzung vom Kreisel in Richtung Guxhagen bis zum Ortseingang verschärfen. Doch passiert sei bislang nichts.
Abseits der geplanten Notsanierung steht auch eine grundlegende Erneuerung der Ortsdurchfahrt auf dem Plan – doch bis die startet, wird es noch einige Zeit dauern. Edermündes Bürgermeister Thomas Petrich spricht von einem Planungsprozess, der mehrere Jahre in Anspruch nehmen könne. Ein Thema, das für die Gemeinde dann besonders im Fokus stehen wird, ist das Starkregenmanagement. „Wenn wir es schaffen, das Wasser des Bachs vor der Ortsdurchfahrt richtig zu steuern, dann könnte die Straße durchgehend asphaltiert werden“, so Petrich.
Quelle: hna